Ein einfaches Espressoverkostungs-Experiment

 

 

Ristretto & Lungo

Du hast gelernt, Espresso-Shots wie am Schnürchen aus deiner Maschine zu ziehen, und hast jeden Morgen Freude daran, deine Maschine zu begrüßen. Das lässt jedoch die Frage bestehen: Wie soll der Espresso schmecken? Es ist nun einmal so, dass jeder Mensch einen anderen Kaffeegeschmack hat. Es braucht Zeit und viele Verkostungen, um den Espresso zu finden, der genau unserem Geschmacksempfinden entspricht. Sinn und Zweck der Espressozubereitung zuhause ist es in erster Linie, einen Geschmack und Stil zu entwickeln, der zu dir passt.

Wir haben festgestellt, dass wenn du wirklich in den Geschmack des Espresso eintauchen möchtest, eines der besten Mittel darin besteht, zwei unterschiedliche Espressi gleichzeitig zu probieren. Hier ist ein einfaches Verkostungs-Experiment, mit dem du anfangen und den Grundstein legen kannst.

 

 

Es erfordert Zeit und sehr viel Probeschlürfen, einen Kaffee zu finden, der genau deinem Stil entspricht. Jeder Mensch hat seine unverwechselbar eigenen Präferenzen.

 

Ein Experiment in Sachen Espresso-Stile

Bereitet zwei unterschiedliche Espresso-Varianten – einen Ristretto (Brühverhältnis 1:1) und einen Lungo (1:3) und versuche, den Unterschied herauszuschmecken. Notiere die Extraktionszeiten, da sich daraus die einfachste Möglichkeit ergibt, das Geschmackserlebnis zu variieren.

 

Ristretto

(Brühverhältnis Kaffeepulver zu Wasser 1:1 – sehr stark)

Ein Ristretto ist dickflüssig, hat viel »Körper« und kann eine Trübung aufweisen. Ein kleines Brühverhältnis kann den Stärken eines dunkler gerösteten Kaffees entgegenkommen, der Noten von Schokolade und Karamell mitbringt. Was dem Ristretto-Espresso an Klarheit fehlen mag, macht er durch seine Dickflüssigkeit und Körperlichkeit wett.

Vorschlag für ein experimentelle Variable: Verkürze den Brühvorgang durch vorzeitige Beendigung.

Lungo

(Brühverhältnis Kaffeepulver zu Wasser: 1:3 – sehr dünn)

Beim Lungo reden wir von einem Brühverhältnis von 1:3 oder höher. Je höher das Brühverhältnis, desto klarer der Kaffee in der Tasse, aber desto geringer sein »Körper« und desto dünnflüssiger fühlt er sich an. In vielen Fällen werden individuelle Geschmacksvorlieben beim Verkosten von Lungo deutlicher erkennbar. Diese Variante hat geschmackliche Ähnlichkeit mit einem Italiano oder sogar mit einer Tasse aus einer Filterkaffeemaschine.

Vorschlag für ein experimentelle Variable: Verlängere den Brühvorgang.

Ideen für die Ausgestaltung des Experiments

Input & Output
Wir verwenden für beide Shots denselben Input, werden aber einen mengenmäßig anderen Output extrahieren. Wir können sowohl das 14-Gramm-Sieb als auch das 17-Gramm-Sieb einsetzen, sollten aber nicht vergessen, immer ein Gramm mehr oder ein Gramm weniger Pulver einzufüllen. Um vergleichbare Resultate zu erhalten, sollte unbedingt eine Waage verwendet werden. Wir lassen den einen Shot 20 Sekunden laufen, den anderen 30 Sekunden. Für den Ristretto werden wir das Gewicht des eingesetzten Kaffeepulvers verdoppeln; für den Lungo werden wir es mehr als verdreifachen.

Wie du vergleichst
Probiere jeden Espresso und versuche, dich auf Kriterien wie Mundgefühl, Textur, Säure, Süßigkeit, Bitterkeit zu konzentrieren. Sehr wahrscheinlich wird der Ristretto im Vergleich zum Lungo stärker schmecken und dir saurer vorkommen, und den Lungo könntest du als »feiner« und manchmal vielleicht auch bitterer empfinden. Auch in ihrer Viskosität (»dünn« versus »dick«) dürften sich beide deutlich unterscheiden. Jeder Kaffee hat einzigartige saure und bittere Noten. Bei dieser vergleichenden Verkostung wird sich das ganze Spektrum der Merkmale der jeweiligen Kaffeesorten öffnen.

 

Deinen Gaumen trainieren und deinen Stil finden

Welchen magst du lieber? Der Geschmack lässt sich justieren, aber deine Entscheidung für einen Espresso-Stil wird dir helfen, zu erkennen, welche Rezeptur du anwendest, wenn du der Maschine einen Brühauftrag erteilst. Vielleicht willst du etwas ausprobieren, das irgendwo in der Mitte zwischen den beiden oben verglichenen Espresso-Varianten liegt, oder weitab von beiden. Das ist alles okay! Registriere einfach den Unterschied und überlege dir, welche Variante dir im Vergleich mehr zusagt – und sei es auch nur ein kleines bisschen mehr. Wir sind auf der Suche nach etwas, das »abgerundet« schmeckt; allein durch die Veränderung des Brühverhältnisses, d.h. des Wasservolumens, können wir stark beeinflussen, was die Maschine aus dem Kaffeepulver macht.
Jedes Mal, wenn uns eine neue Kaffeesorte begegnet, können wir wieder ein Verkostungs-Experiment wie dieses durchführen. Der Röstgrad eines Kaffees und seine Herkunft schlagen sich in einem jeweils individuellen Geschmacksprofil nieder, das zu überraschenden Geschmackserlebnissen führen kann. Die Kenntnis unserer eigenen Vorlieben hilft uns, die für uns passenden Modifizierungen vorzunehmen.